Geschosse für die Vorderlader in Handarbeit

Geschrieben von: Thomas Oeverhaus Mittwoch, den 14. Juli 2010 um 23:20 Uhr

 

Ritual: „Kugeln gießen“ beim Ankumer Schützenverein

 

Ankum. (to) Mehrere hundert Kugeln – die wegen ihrer Form diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen – haben fleißige Helfer des Schützenvereins Ankum in den Junitagen wieder in schweißtreibender Arbeit gegossen, damit am vergangenen Wochenende in Ankum auf dem Schützenfest  neue Majestäten ausgeschossen werden konnten.. 

 

Seit Jahr und Tag werden in Ankum der Schützenkönig und auch der Klotzkönig mit Vorderladergewehren ausgeschossen, was in Deutschland absolut eine Seltenheit ist. Neben den Schützen in Ankum gibt es bundesweit nur zwei weitere Vereine, die mit dieser ungewöhnlichen „Waffengattung“ dem Holzadler zu Leibe rücken.

 

Nach dem Motto „ungewöhnliche Gewehre erfordern ungewöhnliche Munition“ werden seit Jahrzehnten in Ankum für die Vorderlader die Kugeln in Handarbeit gegossen. Blei wird dabei so stark erhitzt, dass es flüssig wird und in eigens gefertigten „Zangen“ gegossen werden kann. Nach einigen Sekunden des „Auskühlens“ werden die frisch erstellten Bleigeschosse aus den Zangen geklopft und fertig ist die Vorderladermunition.

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Durch die gediegene Form – vorne spitz und hinten „kräftig“ – wird die Munition in der richtigen Schussbahn gehalten. „Die `spitze Spitze` ist wichtig, um eine vernünftige Durchschlagskraft der Munition zu erreichen“, weiß Klaus Buschermöhle zu berichten, der schon seit Jahrzehnten mit seinem Vater, dem „Königsmacher“ Hermann Buschermöhle, beim Kugelgießen mit von der Partie ist. Eine vernünftige Durchschlagskraft ist ohne Frage von Nöten, denn schließlich hat der Rumpf des Ankumer Königsadlers eine Stärke von gut zwölf Zentimeter.

 

Apropos Hermann Buschermöhle. Mit seinen 85 Lebensjahren ist er der Senior der Kugelgießertruppe, freut sich aber unbändig auf diese Tätigkeit. „Je älter man wird, desto verrückter wird man auf diese Sachen“, verriet der „Königsmacher“ lachend beim Kugelgießen. „Benjamin“ in der Truppe ist Heinz Sandbrink, Ankums stellvertretender Bürgermeister. Er ist vor einigen Jahren zu dem Team gestoßen und darf als „Gießer“ fungieren. Durch sein politisches Amt genießt Sandbrink allerdings keinen „Freifahrtschein“. „Wenn ich daneben gieße, gibt es von den Altvorderen von rechts und links sofort markige Anraunzer, die ich mir anhören muss“, erklärte Heinz Sandbrink mit einem Augenzwinkern. 

 

Gut 20 Gramm wiegt jede von Hand gegossene Kugel, mehrere hundert Kugeln werden jedes Jahr auf dem Schützenfest in Ankum mit den Vorderladern verschossen. Gut, dass das „Kugelgießer-Team“ um Königsmacher Hermann Buschermöhle ein eingespieltes Team ist,

wie jüngst auch ein Filmteam des NDR anerkennend feststellen konnte, das den Ankumer Kugelgießern interessiert über die Schulter schaute.

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Für die noch bis zum jüngst vergangenen Schützenfest amtierende Majestät Ralf Kohorst und seinen Ehrenherren Theo Dückinghaus, Ingo Beran, Stefan Kempe, Theo Hassing, Christoph Athmer, Reinhard Kemme und Thomas Oeverhaus  war es eine besondere Ehre, am Abend des Kugelgießens auf dem Brunning den ehrenamtlichen Kugelgießern als Ehrengäste ihre Aufwartung machen zu dürfen und für die schweißtreibende, aber unverzichtbare Arbeit zu danken.

Denn: Ohne die richtige Munition für die Vorderlader, gäbe es in Ankum keine Schützenkönige.